Indien 1993      

            

Bombay – Goa – Kerala – Südspitze – Ostküste – Delhi – Rajastan – Heimreise

 

Diesmal ist der Vorspann länger, wieso und mit wem und vor allem persönliche Dinge. Wen nur die reine Reise interessiert, der kann das alles überschlagen und gleich einige Abschnitte weiter bei „Der Beginn“ weiter lesen.

Ja, wieso in diesem Jahr noch einmal nach Indien, fragten mich manche vor der Reise, da war ich doch schon. Einerseits zog es mich nun wieder hin, weil ich vieles (oder besser das meiste) noch nicht gesehen hatte, andererseits hatten mich auch meine Freunde in New Delhi oft genug eingeladen. Und dann kam noch etwas hinzu: Gregor (25), der Sohn meiner Kollegin M. (beide waren schon oft in Unternehmungen von mir dabei, allerdings selten beide gleichzeitig), hatte mich gefragt, ob er nicht einmal so eine große Tour mitmachen könnte. Und da ich keine Lust hatte, mit einem jungen Mann allein zu fahren, bot ich der Tochter (Maria, 16) unserer Gastgeber von der letzten Herbsttour nach St. Petersburg an, sie auf meine Kosten mitzunehmen, wenn sie mit meinem Reisestil einverstanden sei (sie spricht sehr gut Englisch und soviel Deutsch, daß sie die Reiseberichte, die ich ihr dazu schickte, meiner Meinung nach wenigstens grob verstehen konnte). Und ich dachte mir, wenn ich schon einlade, daß der "Begünstigte" wenigstens jemand sein sollte, der es sich wirklich sonst nicht leisten könnte. Ich hatte bei meiner Begegnung mit der Familie den Eindruck, daß die Eltern im Grunde eine solche Fahrt für ihre Tochter gut finden würden, auch hatte ich geschrieben, daß ich sozusagen garantiere, daß keine Art Faust-Gretchen-Geschichte daraus wird, doch weiß man ja nie, ob man mit solchen Hinweisen nicht gerade Ängste und Befürchtungen wachruft. Viele Menschen haben einfach die Fähigkeit verloren, solche Fragen rational zu durchdenken und schon gar nicht offen auszusprechen und wehren lieber von vornherein ab.

Daß sie damit ihren Kindern bisweilen auch keinen Gefallen tun, bedenken sie nicht. Jedenfalls sagten Maria und ihre Eltern zu. Für mich selbst würde die Teilnahme der jungen Leute nicht nur eine erschwerende Sondereinlage sein, sondern auch aller Wahrscheinlichkeit ein Gewinn. Sitze ich ja doch seit längerer Zeit an meinem neuen Werk, in dem ich wie auch in meiner bisherigen Arbeit die Aussagen der christlichen Dogmatik auf allgemeingültige, jedoch für unlösbar gehaltene zwischenmenschliche Grundanliegen untersuche, die dahinter stecken. Und da käme es mir gelegen, meine Überlegungen und Folgerungen wenigstens mit zumindest einem ganz unvoreingenommenen Menschen unmittelbar in der Praxis zu überdenken. In der Schule habe ich ja die jungen Leute ja immer nur stundenweise vor mir und dann sozusagen in der Masse, in der sie sehr oft ja schon gar nicht sich selbst sind. Hier aber würden wir sechs Wochen lang täglich 24 Stunden zusammen sein, wobei uns wahrscheinlich dann nicht mehr viel von den jeweils anderen verborgen bleiben würde. Ich hatte mir auch überlegt, ob es nicht günstig ist, zwei Mädchen mitzunehmen, doch damit hatte ich mehrere Male schlechte Erfahrungen gehabt, denn die "finden" sich dann sehr oft, machen einen Extraklub auf und "mauern". Ein Mädchen allein ist dagegen immer darauf angewiesen, sich auch eine andersgeschlechtliche Bezugsperson zu suchen und sich mit ihr auseinanderzusetzen.

Und es wird dies auch tun, wenn es merkt, daß diese Person ihm nichts "will". Und wenn ich dann diese Person bin, habe ich meinen Zweck erreicht - auch zum Vorteil des anderen.

Und dann ist da ja noch die Übersetzung meines ersten Buchs "Glaube ohne Aberglauben" ins Chinesische, die das chinesische Mädchen, die mit mir vor vier Jahren auf den heiligen Berg Emei gewandert ist, angeleiert hat (inzwischen hat auch der Tscha-Tschinag-Verlag in Shanghai zugesagt, der auch die Übersetzung bezahlt - Anmerkung im Jahr 2005: Ich habe aber nichts mehr davon gehört!). Da muß ich mich dann sowieso von jeder kulturbedingten Interpretation unseres Glaubens lösen. Meine Leser wissen ja, daß ich beispielsweise die Adam-und-Eva-Geschichte als eine Art Antimythologie gegen die zur Zeit der Entstehung dieser Geschichte übliche kultische Prostitution sehe. Das klingt nun etwas monströs und wirklichkeitsfremd, doch steckt hinter dieser Geschichte ein Grundproblem, das es überall und gerade in unserer Zeit gibt, nämlich daß viele Menschen "zusammen kommen und zusammen sind", die vom wirklichen Mann-Frau-Sein her eigentlich gar nicht zusammengehören. Die Strategie der Bibel zu einer Änderung hier ist nun gar nicht einmal kleinlich, sie erlaubt den nicht zusammen gehörenden Menschen den Genuß (und den Spaß) an allen "Früchten", nur eben nicht an denen "in der Mitte des Gartens", die dann auch in der Antimythologie verurteilt werden, weil sie nun wirklich zum Mann-Frau-Sein gehören.

Na, und was sollen das schon für Früchte sein, wenn davon gegenüber einem nackten Pärchen in einem schönen Garten die Rede ist... Mir wird oft vorgeworfen, daß meine Interpretation in der Praxis nicht funktionieren würde, weil die Leute unfähig seien, die einen Früchte von den anderen zu trennen (woraus ich schließe, daß meine Kritiker das nie selbst versucht haben). Doch der langen Rede kurzer Sinn: Natürlich ging es so auf unserer Fahrt, wie ich mir das vorstellte und ganz vorzüglich, ich bin mir auch immer sicherer, daß es nur so geht! Natürlich haben wir längst nicht alle der "erlaubten Früchte" gegessen, doch Ihr hättet einmal sehen sollen, wie unsere gewiß nicht lebensfeindliche und unattraktive kleine Russin aufdrehte, als sie merkte, daß es sowohl Gregor wie mir letztlich mit unserer Einstellung ernst war! Und über was wir uns nicht alles außerdem noch unterhalten konnten! Irgendwann waren wir wie eine richtige Familie - oder vielleicht auch noch mehr?

Jedenfalls lud mich mein Gast schon bald ein, zusammen mit Eltern und Schwester im nächsten Sommer an die Wolga zum Zelten zu fahren...

Doch erst einmal zu dieser Fahrt! Der Führer war wie auch beim letzten Mal das Indienhandbuch aus dem Waltherverlag. Bis die Fahrt zustande kam, das war jedoch ein Drama! Denn Maria wollte ab Deutschland mitkommen und dafür brauchte sie ein Visum, das sie wiederum nur mit einer offiziellen Einladung von hier beim deutschen Konsulat erhalten konnte. Also leitete ich alles ein.

Als ich zwei Wochen vor dem geplanten und gebuchten Abflug schließlich immer noch nichts Definitives gehört hatte und in St. P. anrief, stellte ich fest, daß unsere jeweiligen Briefe nur sporadisch angekommen waren und gerade der Einschreibebrief mit der Einladung schon gar nicht. Sie würden es jetzt mit der Einladung eines anderen Freundes versuchen, aber das würde keinesfalls mehr rechtzeitig klappen, das deutsche Konsulat sei da ganz kleinlich. Aber so schnell gebe ich ja nicht auf, und so faxte ich an das Konsulat eine gute Woche vorher nachts durch die Hilfe meines Kollegen V. eine Kopie der offiziellen Einladung und ein nettes Anschreiben mit der Bitte um besondere Hilfe. Und als ich dann am folgenden Tag beim Konsulat anrief, teilte mir der Sachbearbeiter mit, daß die Familie gerade da gewesen sei - und daß alles klappte!

Ich glaube, meine Freunde in St. P. waren beeindruckt von meinen "Beziehungen", die selbst bis nach St. Petersburg reichen - oder von der Bürgernähe und Hilfsbereitschaft unserer Beamten! (Inzwischen habe ich aber erfahren, dass das eher ein Ausnahmefall war...)

 

Der Beginn

Unsere Fluggesellschaft nach Indien war wieder einmal die KLM, Zielflughafen war Bombay, Abflughafen für den Rückflug sollte New Delhi sein. Zwar hatte ich von meinem indischen Freund R. hier die Adresse seiner Verwandten in Bombay bekommen und auch einen Sack voller Mitbringsel, doch da wir nach unserem Direktflug von Amsterdam (mit Zubringer von Düsseldorf) gegen Mitternacht landeten, traute ich mich nicht mehr, sie anzurufen, zumal sie nach Aussagen meines Freundes auch nicht sonderlich viel Platz hatten. Also nahmen wir ein Taxi ins Stadtzentrum. Nach einigem Suchen fanden wir auch ein ganz ordentliches Hotel, doch Maria bekam wohl ihren Kulturschock. Bei der Taxifahrt sahen wir die Menschen auf der Straße schlafen - und dazwischen huschten Ratten herum... Da half es auch nichts, daß wir am nächsten Tag mit überwältigender Liebenswürdigkeit von unseren neuen Freunden eingeladen wurden, die Stimmung des Mädchens war katastrophal. Ich bot ihr also an, daß sie meinetwegen zurückfliegen könne, denn ihre Eltern seien ja noch in Deutschland, doch müßte sie erst einen Trip mit uns zu den Höhlentempeln von Ellora und Ajanta unternehmen, damit sie wenigstens etwas gesehen hätte, dann könne sie ja entscheiden.

Und dazu bekam ich keinen Widerspruch. Unsere Gastfamilie hat eine kleinere Fabrik, in der u.a. Gehäuse für Maschinen hergestellt werden, die dann auch nach Rußland exportiert werden und daher extreme Klimabedingungen auszuhalten haben. Wir besichtigten natürlich die Fabrik, die auf uns einen recht familiären Eindruck machte. Die Wohnung der Familie war gleich in einem Appartementhaus daneben, für Gregor und mich wurden für die Nacht Matten auf den Fußboden gelegt, Maria schlief auf der Bank daneben. Der Sohn (25) sagte zwar, daß seine Mutter nicht eigentlich gläubig sei, trotzdem machte sie zusammen mit den anwesenden Kindern, Nachbarn und Dienstpersonal jeden Tag eine kleine Prozession durch die Wohnung und vor allem zum kleinen Hausaltar auf dem Fußboden in einer mit einem Schrank abgeteilten Ecke der Küche, es sei einfach Tradition. Die älteste Tochter (28) ist Ärztin, dann gibt es noch eine 15jährige Tochter. Mit den älteren Kindern unterhielt ich mich über Religion und Philosophie, doch die Ärztin verstand mich wohl nicht. Vor allem sprach ich das Südostasiatische Fernsehen an, das eigentlich zumeist eingeschaltet war. Es war so ein Traumfernsehen, Paare, die sich mit wehenden Haaren vor Naturkulissen in die Augen schauen und sich in die Arme fallen, dazu dann moderne Schlagermusik. Ich fand das alles ja recht kitschig, vor allem hilft es den Leuten wohl nicht, aus ihrem Elend herauszukommen. Aber, so meinte meine Gesprächspartnerin, man müsse ja nicht immer Problemfilme sehen, und dann ist so ein Fernsehen wohl eine Art moderne religiöse Illusion. Auch eine Art Opium.

Die Reiseroute, die ich zusammen mit Gregor ausgetüftelt hatte, war wie folgt: Zuerst zu diesen bedeutenden hinduistischen und buddhistischen Tempeln, die teilweise als Tempelräume mit großartigen Fassaden in Granitwände hineingehauen sind, teilweise auch als komplette Tempelanlagen aus den Felsen herausgehauen wurden. Dann würden wir wieder zurück nach Bombay kommen, um von dort über Goa nach Alleppey in Kerala zu fahren, wo uns mein Kollege Walter M. in einer Gemeinde angemeldet hatte, für die hier in seiner Gemeinde zahlreiche Bazare usw. organisiert werden. Von dort aus wollten wir dann bis zur Südspitze des Halbkontinents vordringen, vielleicht auch einen Abstecher nach Sri Lanka (Ceylon) machen (den ließen wir aber dann doch aus), und wieder - diesmal entlang der Ostküste - gen Norden fahren. Unterwegs konnten wir dann die Tempelanlagen von Madurai besuchen und nach Goa zum zweitenmal einige Tage Urlaub am Meer verbringen (diesmal in Mababalipuram bei Madras, wo ich auch schon einmal war), um mit dem ebenfalls mir bekannten Puri und Konarak die zweite Runde abzuschließen und dann nach Delhi zu fahren. In Delhi konnten wir dann je nach verbliebener Zeit entscheiden, ob wir wie ich beim letzten Mal ins Gebirge fahren würden (eventuell nach Dharamsala, wo der Dalai Lama residiert) oder nach der westlichen Provinz Rajastan. Also zuerst die erste Runde zu den Höhlentempeln! Die Fahrt dorthin ging per Liegewagen bis Aurangabad, 400 km für 5 DM pro Person! Ach ja, Gregor hatte in einem Führer den Tip gefunden, für etwa 70 US$ eine Netzkarte für 30 Tage zu kaufen. Doch ich riet davon ab, und das war auch sinnvoll so, denn sie lohnte sich für uns nicht, zumal wir auch öfter mit Bussen fuhren, weil es entweder keine Bahnverbindung gab oder weil wir den Zug verpaßt hatten oder weil er überfüllt war und wir dann sowieso auf den Bus ausweichen mußten. In Aurangabad merkte ich einen ganz praktischen Vorteil unserer Minigruppe wenigstens kalkulatorisch: Es lohnte sich, wenigstens kürzere Strecken (bis 30 oder 40 km) per Taxi zu fahren! Hier hatten wir auch noch einen Vorteil wirklicher Bequemlichkeit, weil es wegen der Monsunzeit teilweise erbärmlich regnete, wodurch gerade etwa die Suche in den Städten nach der passenden Busverbindung oft zusätzlich unangenehm war, weil da alles ziemlich morastig war. Die Höhlen - zunächst die von Ellora und am folgenden Tag dann die etwa 100 km davon entfernten von Ajanta - hielten wirklich, was ich von ihnen gehört hatte. Unglaublich, was da Mönche in Granitwände gemeißelt hatten, also nicht Gläubige, denen man dafür dann eine bessere Chance für die Wiedergeburt versprochen hatte. Etwas Vergleichbares hatte ich sonst eigentlich nur noch in Petra in Jordanien gesehen. Und nicht nur die Tempel waren "gut", sondern auch das in meinem Führer angegebene Hotel an der Hauptstraße in der Nähe der Ajantahöhlen, so ein richtiges Kolonialstilhotel - und so besserte sich die Stimmung von Maria so erheblich, daß sie gar nicht mehr daran dachte, bei unserer Rückkehr nach Bombay die Fahrt abzubrechen! Zudem hatten wir auch Glück bei der Fahrt nach Bombay: In Jalagon, der Station für die Rückfahrt, gab es zunächst keine Liegewagenkarten mehr für uns. Doch der zuständige Beamte fischte uns beim Warten vom Bahnsteig und dann klappte alles. Vielleicht so ein kleiner Nebeneffekt, wenn man ein charmantes Mädchen dabei hat?

 

Goa

In Bombay buchte ich die Fahrt mit dem Bus nach Goa gleich in einem Reisebüro bei unseren Freunden um die Ecke - und das war wohl ein Fehler. Denn der Bus war die reinste Katastrophe. Zwar war Deepa, eine Schwester von Radjo, die ich vom letzten Besuch in Indien her kannte und die zufällig zu Besuch in Bombay war, die Public-Relation-Managerin eines Shockabsorber- Konzerns (also Stoßdämpfer), doch wir hatten den Eindruck, die exportieren alle Stoßdämpfer und schweißen die Busachsen einfach an die Karosserie!

Vierzehn Stunden Tortur, wodurch unsere Maria überhaupt nicht zum Schlafen kam - und Gregor neben ihr auch nicht... In Goa fuhr uns dann ein Taxi (so ziemlich nach der Wahl des Fahrers) zu verschiedenen Hotelanlagen in der Nähe des Strands. Die erste machte einen etwas merkwürdigen Eindruck, doch die zweite war das, was wir suchten ("Sea View Cottages" zwischen Calangute und Baga), also viele Häuschen im Reihenhausstil, jedes mit Bad/Toilette und überdachter Terrasse. Wir bekamen das äußerste Haus zum Meer hin (dazwischen nur ca. 200 m Buschwerk) und alles für etwa 8,50 pro Tag. Mit der Bedienung, Naline, kamen wir sehr nett ins Gespräch, natürlich auch über Religion und alle Fragen, die mich so interessieren, und auch mit dem Besitzer, dem (katholischen) Pfarrer der Kirche ganz in der Nähe. Er bekreuzigte sich allerdings immer, wenn er hörte, was ich so von mir gab... Hier in Goa wurde mir das noch nicht ganz so deutlich, aber später, wie sehr doch unser Christentum in Indien sich bisweilen dem Hinduismus angepaßt hat. Manchmal meint man, da sind nur die Götter gegen Jesus und die Heiligen ausgetauscht worden. In der Gepäckaufbewahrung in Madras später waren in einem einzigen Bilderrahmen die Bilder von Jesus, Krishna und eine moslemische Darstellung. Maria meinte von sich aus, die Orthodoxie sei ja im Grunde dasselbe wir der Hinduismus! Goa war ja uralte portugiesische Kolonie und wurde 1961 zwangsweise dem indischen Staat einverleibt. Viel erinnert nicht mehr an die portugiesische Zeit, wenn man einmal davon absieht, daß die Alkoholika hier besonders billig sind (oft weniger als die Hälfte wie sonst in Indien) und daher und auch wegen der schönen Strände viele Touristen kommen. Die Leute erinnern sich kaum noch an die portugiesische Zeit, manches war ihrer Meinung nach vielleicht besser, doch gibt es seitdem Strom, Straßen und fließend Wasser.

Viele Einwohner sind hier katholisch, man sieht überall Kirchen und besonders in Old-Goa ganz großartige, darunter die Basilika des Bom-Jesu mit den Gebeinen des heiligen Franziskus Xaverius. Um dorthin zu kommen, mieteten wir zwei Motorroller. Eigentlich wollten wir nur einen (Naline schärfte uns ein, nicht mehr als 100 Rupien = 5,50 DM zu bezahlen) und auf ihm zu dritt fahren (das wäre auch gegangen und hätte noch mehr Spaß gemacht, doch die Leute rieten uns heftigst ab, weil wir dann als Ausländer geradezu eine Polizeikontrolle provozieren würden, die uns sicher teuer zu stehen käme). Und Führerscheine hatten wir auch keine dabei, ich hatte ja wenigstens in Deutschland einen und hätte auch ein deutschsprachiges Dokument vorweisen können... Old Goa besteht im Grunde heute nur noch aus mehreren riesigen Kirchen, die erste, die wir sahen, war allerdings eine Ruine (die seit etwa 150 Jahren zusammengestürzte Augustinerkirche). Doch sehenswert ist es, es ist eben unsere Kultur. Die Kirchen sehen übrigens gar nicht portugiesisch aus, sondern eher spanisch, denn sie haben nicht die für Portugal üblichen stufenförmigen Altaraufsätze, sondern die typischen spanischen "Kulissenaltäre". Sie wurden ja wohl auch gebaut, als Portugal und Spanien nach dem Aussterben des portugiesischen Königshauses von 1580 bis 1640 vereinigt waren. Wir haben dann auch noch einige hinduistische Tempel mit Wallfahrtsbetrieb besucht, in einem sah ich, wie man an der Kasse Gebetszettel kauft, die man dann einem Priester gibt, der das Gebet darauf dann vor dem Götterbild herunterleiert, Priester als Zwischenhändler im Glaubensgeschäft mit den Göttern... Nein, Gott ist ganz anders, selbst wenn in unserem Christentum manches von solchem Geschäft da wieder eingerissen ist. Ob das, was wir drei dagegen in unserer kleinen Gemeinschaft versuchten, nicht doch eher ein Versuch war, die christliche Botschaft umzusetzen, selbst wenn es für viele gar nicht danach aussieht? 

 

Kerala

Für die Weiterfahrt nach Alleppey hatte ich zunächst einen "Luxusbus" bis Mangalore ausgesucht, dessen Abfahrtstelle wir in Panaji, der Hauptstadt Goas, zufällig fanden. Solche Busse sind kaum teurer als die schlechten Busse und man fährt um vieles besser. Und wenn man ein wenig sucht, findet man sie auch. Ab Mangalore (vier Uhr früh) gab es dann einen Anschlußzug nach Cochin, einer - ganz früher portugiesischen und später dann holländischen - Kolonialstadt mit ganz besonderem Charme auf einer Halbinsel und zahlreichen Inseln im Meer. Zu Fuß, per Schiff und per Rikscha erhielten wir wenigstens einen kurzen Einblick und sahen wenigstens die älteste Synagoge des gesamten Commonwealth auch noch von innen (bei der Zerstörung Jerusalems 71 n.Chr, waren auch Juden an diese Küste Indiens geflüchtet, deren Nachkommen jedoch in den letzten Jahren fast alle nach Israel ausgewandert sind). Durch diesen Ausflug kamen wir etwas verspätet per Bus durch dicht besiedeltes Gebiet zu unserer Gastgemeinde St. Francis Xavier nach Alleppey, immerhin hatte ich mich telefonisch am Tag zuvor angemeldet. Dazu waren wir noch umständlich per Bus gefahren, es hätte auch einen Zug ab Cochin (genau: Ernakulam Junktion Station) gegeben zu einem Bahnhof ganz in der Nähe des Gemeindehauses, doch diese Verbindung stand (noch) nicht in unserem Führer. Ja, Gemeindehaus: Es ist mehr ein Wohnhaus aus dem letzten Jahrhundert mit mittelgroßer neugotischer Kirche (von einem englischen Architekten), in dem einige Patres der "C.M.I.- Karmeliter" leben. Diese Sonderform des Karmeliterordens wurde im vorigen Jahrhundert von einem Inder (Kuriakose Elias Chavara) gegründet, der auch inzwischen selig gesprochen wurde. Der Pater, der unsere Anlaufstelle war, Thomas More, hat intensive Verbindung zu Gemeinden in Deutschland und Holland und verwendet das dort gesammelte Geld beispielsweise für eine Fischzuchtanlage. Und die führte er uns auch mit vollem Stolz vor. Es gibt da nämlich sehr leckere kleine Süßwasserspeisefische, die sich relativ leicht in kleinen Teichen züchten lassen und die sozusagen mit allem zufrieden sind, was mehr oder weniger kalorienhaltig ist. Und diese Zucht führt er den Einwohnern vor, die sie dann zu ihrer Eiweißversorgung nachmachen können. Auch einen Teich mit Hybridfischen gibt es, also Fischen, die zwar besonders wirtschaftlich "gemästet" werden können, die als Jungfische bezogen werden müssen und die sich nicht weitervermehren. Von den Fischen bekamen wir eigentlich jeden Abend zu essen, an dem wir dort waren, sie schmeckten sehr lecker, was wohl auch daran lag, daß sie nicht wie sonst vielfach die Speisen in Indien "totgewürzt" waren. Nur viele Gräten hatten sie, aber die Menschen in Indien haben ja mehr Zeit als wir hier, sie herauszupulen. Und dann plant Father Thomas noch ein Ausbildungszentrum für junge Leute, doch davon sahen wir vorerst nur die Pläne. Uns zu Ehren hatte er gleich am ersten Abend "seine" Gemeinde eingeladen, d.h. es waren die Leute, die sich für das Projekt interessierten, etwa zu 80 % Hindus. Die Begegnung fand im Gemeindehaus bei der Fischzucht statt. Es waren zunächst einmal nur Mädchen und Frauen aller Altersstufen erschienen, die sich alle sehr schick gemacht hatten und auf dem Fußboden des Hauptraumes saßen, wir davor auf einer richtigen Bank, d.h. Maria und ich hatten sich an die Seite gesetzt, um wenigstens ein wenig "in der Menge" zu sein. Und dann sollte das Gespräch losgehen, der Father übersetzte, weil die Frauen zumeist kein Englisch sprachen, mit dem wir sonst ja in Indien sehr gut hinkamen. In Erinnerung an das Fernsehen in Bombay fragte ich zuerst, wie viele der mindestens 60 Anwesenden Zugang zu Fernsehen hätten, da zeigte niemand auf. Und wie viele elektrischen Strom hätten, etwa ein Drittel. Dann dürfte also das Fernsehzeitalter hier nicht mehr weit sein. Und dann: Wie das mit der Heiraterei sei. Die Ehen würden zu 99 % arrangiert. M.E. ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis sich auch das unter dem Einfluß des Fernsehens ändert. Vor allem beim Besuch in einer sehr gepflegten Nonnenschule an einem der folgenden Tage während einer herrlichen Bootsfahrt durch die Backwaterkanäle, also durch das Deltagebiet hinter Alleppey (ständig zwischen Palmen, Reisfeldern  und kleinen Häuschen), versuchte ich die Direktorin zu fragen, wie sie die Mädchen auf diese Zukunft vorbereiteten, vielleicht würden ja auch einige der Mädchen einmal ausländische Männer heiraten oder als Krankenschwestern etwa mit anderen Usancen in Kontakt kommen. Doch darüber wollte sich die Schwester nicht mit mir unterhalten, sie meinte, ihre einzigen Probleme seien finanzielle. Und der Pater meinte, die machen ihren Unterricht und fragen sich nicht so etwas. Immerhin fragte uns ein Mädchen beim Meeting des Paters, ob die Eltern von Maria das zuließen, daß sie mit uns mitkäme.

Das war doch schon eine Frage in der interessanten Richtung, doch das Mädchen war wohl selbst erstaunt über ihren Mut und verschwand bald kichernd unter ihresgleichen. Etwas später kamen dann noch die Jungen und Männer und mit ein paar Liedern (u.a. auch von Maria vom russischen Wald) und dem Verteilen von zwei Paketen Bonbons war das Treffen zu Ende. Außer der Fischzucht sahen wir dann noch während einer kleineren Fahrt mit einem Einbaum, wie die Leute in ihren Hütten lebten. Teilweise verhilft ihnen der Pater (es sind oft arme Landarbeiter), indem er ihnen etwa 500 DM für den Bau eines Häuschens bereitstellt. Wir sahen uns auch die entsprechenden Baustellen an. Daß die Türzargen gleich miteingemauert werden, fand ich praktisch, weniger praktisch dagegen fand ich, daß man den Mörtel zwischen den Ziegelsteinen erst immer festwerden läßt, um ihn dann auszukratzen und neu zu verfugen, statt (wie ich bei meinem Haus) mit einem Stück Gummischlauch den noch frischen Mörtel gleich richtig zu verstreichen. Ob mein Tip praktiziert wurde oder nur zu einem Palaver geführt hatte, aus dem dann doch nichts wurde? Besonders eindrucksvoll war übrigens ein abendlicher Spaziergang mit dem Father zum nahen Meer. Phantastisch fluoreszierende Wellenkronen sahen wir da, ein tolles Naturschauspiel! In einer Bank im Stadtzentrum traf ich zwei deutsche Mädchen (ca 25), die dort einige Wochen an einem Projekt des deutschen Kolpingwerkes arbeiteten. Auch eine Urlaubsidee.

 

Südspitze

Mit dem Bus der Gemeinde fuhren wir dann weiter gen Süden bis zum (Hindu-)Wallfahrtsort Trivandrum, wo der Pater gleich einige Mitbrüder besuchte und uns dann noch zum öffentlichen Bus ans Südkap (Cap Comorin oder Kanyakumari) brachte. Er hatte uns schon in einer Ordensniederlassung dort unten angemeldet, in der ein Pater und eine Nonne (sie in indischem Sari) um den Kontakt zwischen den Religionen bemühte. Für mich war das natürlich sehr problematisch, denn nach den Vorstellungen des Alten Testaments sind etwa die Hindupriester ausgesprochene Götzenpriester, die in vollem Gegensatz zur Botschaft der Bibel stehen. Gerade das Alte Testament ist ja ein einziger Kampf gegen den Götzendienst, allerdings auch in den eigenen Reihen. Und schließlich gibt es ja auch im Hinduismus noch heute wirklich Verabscheuenswertes, wie die kultische Prostitution. Während unsere Gastgeber in Bombay dies immerhin als Schande für ihren Glauben ansahen und bedauerten, verteidigte unsere Nonne hier dies noch und meinte, daß dies eben auch eine Methode sei, den Schöpfer zu ehren. Also mir blieb da die Spucke weg, denn gerade die Prostitution jedweder Art ist im Grunde im jüdisch-christlichen Denken völlig unmöglich (wenn sie auch oft toleriert und sogar gefördert wurde). Der Mensch ist eben nicht für Gott, sondern Gott ist für den Menschen da, alles andere ist heidnisches Denken! Im übrigen würde ich eine rationalistische Theologie aus dem 18. Jht. vertreten, meinte unsere Nonne, sie hätte auch in Rom studiert und sie wüßte das. - Auf einem großen Felsblock im Meer (eigentlich eine kleine Insel) steht der Tempel einer ähnlichen Konferenz des Gesprächs zwischen den Religionen, hier von hinduistischer Seite her. Also, die Aussicht hier und das Gefühl, hier zu stehen, sind schon toll, immerhin treffen hier drei Meere aufeinander: der Golf von Bengalen, der indischen Ozean und das Arabische Meer, doch mit der Idee des Gesprächs zwischen den Religionen kann ich nichts anfangen. Für mich ist das Christentum eher eine Antireligion, wie heißt es bei Amos: "Ich hasse Eure Feste, ich verabscheue sie und kann eure Feiern nicht riechen usw., sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach..."  Während wir in den Tempel von Trivandrum am Tag zuvor als Nichthindus nicht hineingekommen waren, durften wir immerhin hier in den recht großen Ortstempel hinein. Ein nur mit einem Handtuch um die Hüften und einer schärpeartigen Kordel bekleideter und im Gesicht bemalter Priester führte uns durch das höhlenartige Gemäuer immer näher an das Allerheiligste heran. Am Eingang mußten wir jeder für 2 Rupien ein Ölfläschchen kaufen und unsere Hemden ausziehen. Das hatte ich noch nie erlebt. Maria fragte: "Ladies also" und ich Doofer sagte voreilig "no", ich wette, daß sie es nur zu gern getan hätte, und es wäre sicher interessant gewesen, was dann passiert wäre. Immerhin hatte sie ja in uns ihre Bodyguards bei sich, zu viel wäre es also nicht gekommen! (Ob mir jemand einmal von seinen eigenen Erfahrungen in diesem Tempel berichtet – ist es üblich, dass in diesem Tempel die Frauen auch das Hemd ausziehen müssen?) Jedenfalls war ich beim Rundgang fasziniert, überall mit Öllampen magisch erleuchtete Götterbildnisse, die eigentlich immer vom Öl, mit dem sie beschmiert waren, schwarzglänzend und dann noch rot und gelb bemalt waren. Alles mystisch und unheimlich, wenn ich dagegen an die eher sterilen Tempel in Japan denke! Das war hier das, von dem im Buch Baruch in der Bibel viele Jahrhunderte vor Christus berichtet ist, das war archaisch! Leider hatte Gregor für das alles überhaupt kein Verständnis und er rannte geradezu mit dem Priester vorneweg, daß ich überhaupt nicht richtig folgen konnte, ich hätte das alles viel lieber viel länger in mich hineingesogen. So wurden schon immer Menschen für Religionen und Kulturen geprägt, selbst wenn das alles noch so unsinnig und menschenverachtend war! Bei einem Teeverkäufer etwas weiter weg mußte ich mir erst einmal Luft machen. Doch vorsichtig fragte ich ihn erst einmal nach seiner Religion. Moslem, das sind ja im Grunde Brüder von uns Christen. Was er denn von dem Tempel da hielte. Nonsense, foolish people. Als ich unserer Nonne diesen Kommentar erzählte, akzeptierte sie ihn nicht, die Moslems seien ja nicht sachlich oder so ähnlich.

Zwar gibt es hier unten noch einige weitere bedeutende Tempelstädte, doch zu viel davon wollte ich meinen Gefährten nicht zumuten, zudem dürfte sich ja vieles wiederholen. Vielleicht fahre ich irgendwann noch einmal in diese Gegend! Also per Bus nach Norden.

Immerhin war da ja in Madurai auch noch ein riesiger Tempel, in den wir auch ziemlich weit hineinkamen. Diese Tempel bestehen ja anders als die Kirchen, Synagogen und Moscheen in unserem monotheistischen Glauben nicht aus einem Raum, in dem sich die Gemeinde versammelt, sondern aus vielen Räumen oder eher konzentrischen Räumen weitgehend ohne natürliches Licht, die um ein Hauptgottesbildnis angeordnet sind. Und es kommt im Hinduismus nicht auf die brüderliche Gemeinschaft aller an, sondern der Glaube ist ein Geschäftsverhältnis zwischen Gläubigen und Gott, wobei die Priester sozusagen als Zwischenhändler fungieren. Sie wandeln also die Spenden der Gläubigen in Kult und Gebete um. Ziel des Hindus ist die Wiedergeburt unter anderem in einer besseren Kaste; Leute, die an so etwas glauben, kann man natürlich unheimlich manipulieren, vor allem, wenn man selbst zu der begehrten Kaste gehört (also der Priesterkaste). Die meisten meiner Leser kennen ja meine Sichtweise...

 

Ostküste

Von Madurai nach Madras fuhren wir wieder einmal per Bahn (second sleeper), um gleich zu dem viel von Touristen besuchten Strandort Mahabalipuram mit dem wunderbaren Strandtempel und anderen kleineren Felstempeln per Bus weiterzufahren. An und für sich hätten wir ja schon vor Madras aussteigen sollen und einen kleinen Umweg über die frühere französische Kolonie Pondicherry machen sollen, wo wie in Goa immer noch der Alkohol billiger war. Maria und Gregor machten später einen Abstecher dorthin (8 Rupien für die 3stündige Busfahrt, beim Bier und Schnaps, den sie mitbrachten, hatten wir dadurch dann etwa 120 R. gespart). Und ich hatte wenigstens Zeit, einige Post zu erledigen und auch an meinem Notebook-Computer zu arbeiten. Denn den (Olivetti, 20 MB-Festplatte, mit Netzteil 1300 g) hatte ich mir mitgenommen, um eventuelle leere Zeit auszufüllen.

Ich finde das auch jetzt noch sehr sinnvoll, wenn ich es auch in der Öffentlichkeit kaum gebraucht habe, um keinen Hinweis für Diebe zu geben. In Mahabalipuram fanden wir zunächst kein Zimmer für uns drei (schließlich wollte ich auch nicht Maria nicht in einem gesonderten Raum unterbringen, denn da hätten wir notfalls nicht mehr bodyguards für sie sein können), doch dann war da eins auf der sehr großen Dachterrasse der Uma-Lodge, genau richtig für uns mit herrlicher Aussicht. Doch Maria wollte gleich wieder weg: Nachdem wir sie einmal für kurze Zeit allein gelassen hatten, hatte sie ein Gast von den Räumen drunter belästigt. Als ich mich beim Manager beschwerte, gab er mir den Schlüssel für das Schloß am Gitter zum Aufgang zur Terrasse, was wollten wir mehr! Und der Strand und die Restaurants hier waren auch sehr gut. Wegen der vielen Touristen gab es viel westliches Essen, ein wenig europäisch muß es für uns doch schon sein! Der Fisch war auch so zubereitet, daß wir ihn mochten. Ansonsten war das mit dem Essen bisweilen ein Problem. Besonders Maria mochte das scharf gewürzte vegetarische Essen überhaupt nicht und anderes fanden wir oft nicht. Vier Nächte blieben wir auf unserer Terrasse und fuhren dann über Madras weiter, natürlich ohne jede Vorausbuchung! So bekamen wir auch für den ersten Abendzug nach Norden keine Plätze, doch nach einer Nacht in dem recht feudalen Hotel Impala Continental (um einen riesigen Innenhof herum, leider waren die Zimmer nach außen mit viel Krach auf unserer Seite) für ca. 15 DM bemühte sich die Dame am Touristenschalter der Bahn so nett um mich, daß wir mit zwei verschiedenen Zügen (Tag und Nacht) schließlich doch keine Zeit verloren. Immerhin hatten wir auch noch Zeit zu einem Besuch des alten britischen Forts St. George mit der Kirche St. Mary und zu einem Abendessen im chinesischen Chungking-Restaurant. Die Bahnfahrten in Indien sind ja irgendwie faszinierend. Trotz der günstigen Preise für uns sollen die indischen Bahnen ordentliche Gewinne einfahren. Wenn nur nicht fast immer diese stundenlangen Verspätungen wären! Von Bhubaneswar, einige Stunden vor Kalkutta, zweigten wir dann nach Puri am Meer ab, dem Wallfahrtsort für den Himmelsgott Jagannath und für seine Geschwister Balhabadra und Subhadra. Vor allem wollte ich wenigstens einen der bedeutenden Tempel mit obszönen Skulpturen in Indien hier in der Nähe, nämlich den Sonnentempel von Konarak, den jungen Leuten zeigen.

Und wieder fanden wir ein Zimmer auf einer Dachterrasse - und zwar in der Straße mitten im Straßengewirr vor dem Tempel (in der Tempelroad etwa 7 min vom Tempel entfernt). Schräg gegenüber war auch das Non-Veg-Restaurant (non-veg = nichtvegetarisch), in dem die Hähnchenstücke nicht nur schmeckten, sondern wo sie auch groß genug waren und man uns sogar die gegenüber in einem Alkoholgeschäft um die Ecke gekauften Bierflaschen aufmachen wollte. Doch die hatten wir für unsere Terrasse aufgespart, Maria trank übrigens immer zu gleichen Teilen mit... Für mich waren sowohl unser Hotel wie die nähere Umgebung faszinierend, so muß das dort schon immer ausgesehen haben, vielleicht auch ein wenig wie bei uns im Mittelalter oder noch früher. Und nach einigem Suchen fanden wir auch die Marihuahnaläden, von denen mir meine Freunde aus Graz berichtet hatten und die ich bei meinem vorigen Besuch glatt übersehen hatte. An und für sich ist ja in Indien ansonsten so etwas streng verboten, doch hier gehört es zum Kult für die Gottheit. Von vorn waren da nur zwei kleine Löcher, so daß der Kunde dem Verkäufer gegenüber vielleicht sogar anonym bleiben konnte, doch wir hatten das ja nicht nötig und so ließ man uns von hinten hinein. Wahrscheinlich sind die Verkäufer gewöhnt, daß die Westeners gleich größere Mengen kaufen als den üblichen einen Joint für 5 Rp. Als wir dann nichts kaufen wollten, wurden wir gleich wieder hinauskomplimentiert. Vielleicht mag es manche verwundern, daß dort zum Tempelkult Rauschmittel gebraucht werden, doch glaubte man ja seit jeher in typischen Religionen, daß die Gotteserkenntnis am ehesten im Rausch und in der Ekstase möglich ist. Und so gibt es eben dort in der Nähe auch die in Stein gemeißelte "Dokumentation" für die "andere" Ekstase, nämlich die sexuelle, am Tempel von Konarak, zu dem wir mit einer Tagestour vom staatlichen Touristenbusunternehmen kamen. Der Bus ging dann auch noch zu anderen Sehenswürdigkeiten und wir brauchten uns einmal für wenige Mark einen Tag lang um nichts zu kümmern. Für mich war natürlich interessant, wie der Tempel von Konarak auf junge Leute wirken würde.

Ich habe da oft genug einige Schwierigkeiten, wenn ich anhand von Dias (Skulpturen von kopulierenden Paare stehen da überall abwechselnd mit Schlangengottheiten) meinen Schülern berichte und ihnen erkläre, daß es hier um Fruchtbarkeitskulte geht zu Ehren dieser Gottheiten. Die jungen Leute finden sich jedoch offenbar gerade aufgeklärt, daß sie herausbekommen haben, daß das mit Adam und Eva als den ersten Menschen, was man ihnen früher einmal (leider Gottes wohl immer noch) beigebracht hat, nicht stimmt. Und so können sie den eigentlichen Bogen, um den es in der Geschichte geht, nämlich zu dem einer Sexualität, die nicht im Zusammenhang mit wirklichem Gefährtesein steht und daher verurteilt wird, nicht mehr ziehen, denn für die Sexualität sind allenfalls die Biologie oder vielleicht auch die schmutzigen Witze oder die Pornofilme zuständig. Auf diese Problematik sprach Gregor an, als er beklagte, was man ihm früher für einen Schwachsinn über die Adam-und-Eva-Geschichte erzählt hatte, und Maria meinte, daß das die ersten fünf Minuten ja ganz interessant sei, dann langweilig und schließlich widerlich. Ich konnte natürlich auch darauf hinweisen, daß es sich hier um entpersönlichten Sex handelt (auch Stellungen), oft genug sehen sich die Paare (auch zu dritt oder noch mehr) auch gar nicht an, also spielt die Seele keine Rolle dabei, wäre ja doch das Ansehen Zeichen dafür. Doch die Anlage des Tempels ist bezaubernd, auf einem tief gelegenen parkartigen Platz, umstanden im weiteren Bereich von hohen Bäumen. Eingeschlossen in unserer organisierten Fahrt waren noch Besuche beim (für uns verbotenen) Shivatempel in Bhubaneshwar, dann zu einem buddhistischen Stupa (mit einem Hindutempel dahinter) und in einem Safarizoo. Mit einem Bus ging es dort durch einen kleinen Safaripark vorbei an zwei Löwenfamilien.

Der Einfachheit hatten wir morgens schon all unser Gepäck mit zu dem Kurztrip mitgebracht und so ließen wir uns auf der Rückfahrt gleich in Bhubaneswar absetzen, um von dort den (natürlich vorher gebuchten) 33 Stunden dauernden  ...-Expreß nach Delhi zu nehmen (leider habe ich den klangvollen Namen des Zugs vergessen).

 

Delhi

In Delhi war ich zwar bei meinen Freunden eingeladen, der Vater ist inzwischen Vizemarschall der Luftwaffe, doch einerseits wohnen meine Freunde recht weit außerhalb und andererseits wollten wir ja zusammenbleiben, also nahmen wir ein Zimmer im Shanti-Plaza-Hotel (klingt toll, ist aber ganz normal) gleich in der Nähe des Bahnhofs New Delhi. Eigentlich macht New Delhi nicht so den rechten Spaß, besonders die Altstadt ist voller Menschen, Kühe  und Autos, doch auch Delhi gehört ja nun einmal zu einem Besuch Indiens, wenigstens das Rote Fort und die Große Moschee. Nach Beratung mit meinen Delhier Freunden und den jungen Leuten stand fest: Wir fahren in der letzten Ferienwoche nicht ins (Himalaja-)Gebirge und so weder nach Ladak (wohin Gregor wollte) und auch nicht zum Dalai Lama (wohin ich wollte), sondern nach Rajastan. Einerseits würde nämlich im Gebirge wahrscheinlich schlechtes Wetter sein, andererseits könnten wir in Rajastan mit viel weniger Aufwand auch noch viel mehr erleben.

Einen Tag machten Maria und Gregor noch einen Ausflug zum Taj Mahal, schließlich muß man das ja gesehen haben, und es bot sich auch dafür eine günstige Buspauschaltour an, bei der auch noch ein Zwischenstop in Mathura, dem Geburtsort Krishnas, eingelegt wurde.

Und zudem war zufällig auch noch am selben Tag Krishnas Geburtstag. Krishna ist ja eine der Inkarnationen des Gottes Vishnu, des zweiten Hauptgottes der Hindugötterdreifaltigkeit. Den Nachmittag während der Abwesenheit von M. und G. verbrachte ich bei meinen Freunden und wurde dort auch zusammen mit einem Verwandten vom üblichen Fasten während des Tages ausgenommen. Eine spezielle Geburtsfeier am Abend wie bei uns an Weihnachten gab es jedoch nicht, lediglich ein gutes (natürlich vegetarisches) Essen. Dafür sah ich ein solches Geburtsgedenken dann spät abends zwischen Hotel und Bahnhof, als ich auf die jungen Leute wartete. Da war nämlich auf einer Straßenböschung ganz offensichtlich die Lebensgeschichte Krishnas in lebenden Bildern (mit Kindern) aufgebaut. Zuerst saßen da Kinder hinter Gittern aus Holz, und drumherum war eine riesige Schlange oder ein Drachen aufgebaut (das sollte wohl die unerlöste Menschheit darstellen), dann wurde ein echtes Baby in einer Pendelwiege geschaukelt und so weiter. Alle Darsteller waren in farbenfrohen Kostümen und schön geschminkt. Und toll beleuchtet war auch alles, und viele Leute standen drumherum. Als ich am nächsten Abend (wir waren bei den Schwestern Dheepa und Hema etwa 30 km außerhalb Delhis zu einem wunderbaren <nichtvegetarischen> Abendessen eingeladen) das dort erzählte und kommentierte, daß wir von Weihnachten her eine ähnliche Geschichte kennen, erfuhr ich von den gewiß nicht streng gläubigen Schwestern Protest: Das mit Jesus sei ja Legende, das mit Krishna sei aber dagegen wirklich wahr. Worauf ich meinte, daß man dasselbe uns erzählte, nur eben umgekehrt, daß nämlich das mit Krishna Legende sei, das mit Jesus jedoch wahr sei. Darauf wurde das Gespräch abgebrochen...

Da haben wir es: Die ganze Mythologisierei der Botschaft Jesu hat nur dazu geführt, daß Jesus schließlich selbst zur unglaubwürdigen Legende verkommen ist. Ich weiß schon, wogegen ich angehe, wenn ich mich in meinem Unterricht nicht nur gegen die Geschichten von Jungfrauengeburt und Dreikönigserscheinung wende, sondern auch gegen die Auferstehung selbst. Wir machen dadurch die Botschaft Jesu letztlich überhaupt unglaubwürdig. Die wahren ungläubigen Lehrer sind also nicht Leute wie ich, sondern diejenigen, die an den ganzen merkwürdigen Mythen festhalten... (Ich glaube, ich kann das schreiben, schließlich lesen meine Berichte ohnehin nur Freunde, die nicht zur Inquisition gehören (?). Und was die Auferstehung betrifft: Wenn es eine geben sollte, dann werden wir ohnehin nicht danach beurteilt, ob wir an sie geglaubt haben, sondern was wir getan haben, damit das Reich Gottes in dieser Welt Wirklichkeit wird, sie also menschlicher wird.)

 

Rajastan

Doch nun zur Fahrt nach Rajastan! Wieder hatte ich Liegewagen in einem Nachtzug gebucht - bis zur ersten Stadt Jaipur. Gregor hatte zum Glück beim Fahrkartenverkauf mitbekommen, daß der Zug nicht vom Bahnhof New Delhi in der Nähe unseres Hotels, sondern von "Old-Delhi" abfuhr. Und wir mußten dorthin nach unserem Non-Veg-Abendessen. Natürlich alles auf den letzten Drücker. Der Taxifahrer preschte, wie er konnte (den Preis von 11 DM hatten unsere Freunde schon vorher ausgehandelt), zumal wir ja auch noch unser Gepäck von unserem Hotel holen mußten. Und am Bahnhof fanden wir zuerst den Bahnsteig nicht - und eigentlich soll man ja 10 Minuten vor der Abfahrt da sein... Und dann sahen wir den Zug, der schon langsam anfuhr und ich dachte, rennen wir noch eins zwei Waggons außen am Zug entlang, bis wir aufspringen, doch dann waren alle Türen abgeschlossen und der Zug fuhr immer schneller und wir mußten rennen und rennen - bis wir schließlich doch noch irgendwo aufspringen konnten... Also, in Indien ist das ganz komisch, wenn schon einmal ein Zug pünktlich ist, dann sind auch noch die Türen abgeschlossen (was allerdings nur hier so war)! Wenigstens wurden wir völlig Atemlosen in einem Abteil gleich von drei Herren mit einem Schluck aus einem Flachmann empfangen. Auf den von uns gebuchten Plätzen dann saßen uns einige Westeners gegenüber. Maria gab ich ein indisches "Glückszeichen", das ich auf einem Markt gekauft hatte, und sie klebte es auch gleich auf ihren Rucksack: Ein Aufkleber mit einem schwarzen Hakenkreuz in weißem Feld mit rotem Zackenrand. Ahnungsvoll fragte ich den jungen Mann gegenüber, woher er käme. Aus Israel, auch das noch. Doch Maria kannte da gar nichts. Sie hatte sich später auch noch solche "Zeichen" in größerer Ausgabe als Souvenir für St. P. gekauft...

In Jaipur achteten wir dann auf die Empfehlung in unserem Führer für diese Stadt und nahmen keines der angeblich so günstigen Taxis vom Bahnhof zu unserem Hotel, denn wenn wir mit einem solchen vorfahren würden, bekommt der Fahrer gleich eine Provision, die uns auf den Zimmerpreis für alle Nächte aufgeschlagen wird. Wir ließen uns daher von einem Rikscha (Fahrrad mit Aufbau, wir zu dritt drauf mit Gepäck) halt bis zum Stadttor in der Nähe fahren. Und im Hotel National bekamen wir ganz hochoben ein Zimmer mit "Naßzelle" und herrlichem Blick, sauber und ordentlich, was wollten wir mehr. Die Städte in Rajastan nun sind weltbekannt für die Paläste ihrer früheren Maharadschas und auch für die tollen Stadtanlagen mit wunderschönen Bürgerhäusern wie aus 1001 Nacht. In Jodhpur ist da vor allem der Palast der Winde, eigentlich nur eine Fassade mit vielen Fenstern, von denen aus die Hofdamen am Alltagsleben der Stadt und an den vorbeiziehenden Prozessionen teilnehmen konnten, und der Stadtpalast. In der Stadt unternahmen wir alles per Rad (wenn's hier wie woanders keine Damenräder zu leihen gab, fuhr Maria mit mir auf dem Gepäckträger oder auf der Stange vorne, weil sie bei Herrenrädern Probleme mit dem Absteigen hatte, die Räder kosteten hier 40 Pf oder weniger pro Tag, manchmal sogar für 24 Stunden), doch zu einem weiteren Palast in Amber einige Kilometer außerhalb gab's einen Linienbus. Dieser Palast ist phantastisch an einem Hügel oberhalb eines Sees gelegen, erschütternd ist allerdings der Wohnbereich der Frauen des Herrschers: ein von hohen Mauern umgebener riesiger Platz mit einem Pavillon in der Mitte und ringsherum jeweils abgeteilt mit niedrigeren Mauern die Höfe und die Wohnungen der einzelnen Frauen mit ihren Kindern. Eigentlich konnten sie nur den Himmel und vielleicht noch den Bergkamm auf der Südseite sehen. Und dann war hinter den hohen Umfassungsmauern hochoben noch ein Gang mit dichtvergitterten von außen nicht einsehbaren Fensterchen, unter denen man auch noch leicht gebückt dahergehen konnte. Nicht nur, daß die Frauen wie in einem Gefängnis eingesperrt waren, sie waren auch noch unter ständiger Beobachtung... Das war dann wohl auch die rauhe Wirklichkeit solcher Paläste. In Jaipur gingen wir dann auch noch in das berühmte Raj Mandir Kino, ein wirklicher "Volkspalast", einen Film hier sollte man nach unserem Führer gesehen haben. Da Sonntagmittag war, standen auf dem Vorplatz riesige Menschenschlangen an, nach männlich und weiblich getrennt. Sozusagen aussichtslos, Karten zu bekommen. Ein österreichisches (?) Pärchen stand am dicht umlagerten Presseschalter, allerdings offensichtlich vergeblich. Da erklärte mir ein junger Inder, wie ich es machen sollte: dem einen Wächter in Phantasieuniform erklären, daß ich als bedeutende ausländische Person unbedingt den Manager sprechen müßte, was mir dann auch gelang. Und von dem bekam ich alle Karten, die ich wollte, für die Österreicher, für meinen Tipgeber, für uns. Den Film selbst kannte Maria von ihrem Hausfernsehen her in einer amerikanischen Version: Eine gedemütigte Frau schleicht sich in den Haushalt ihrer Demütiger ein und mordet und bringt alles durcheinander. Als sie den Ehemann (ganz sittsam) verführen will, verlassen einige Leute für fünf Minuten den Kinoraum. Maria erzählt mir immer alles und so blicke ich durch, auch wenn der Film nicht in Englisch ist, Gregor hat da sowieso mehr Phantasie. Zum nächsten Ziel Jodhpur dann per Nachtbus. Wir hatten zwar auf Verdacht unreservierte Bahnfahrkarten gekauft, weil keine (Liege-) Plätze mehr frei waren, doch mußten wir schließlich doch einen Bus nehmen. Gerade mit Luxusbussen fahren sehr oft die wohlhabenderen Leute, denn sie sind einerseits schnell und verläßlich und fahren öfter, andererseits sind die 1.Klasse Karten der Bahn auch um das drei bis vierfache teurer als die 2.Klasse Karten. Und die Karten für die besseren Busse kaum teurer als die 2.Klasse Karten für die Bahn. In Jodhpur ließen wir unser Gepäck in einem "Tageszimmer" in einem Hotel gegenüber dem Reservierungsbüro der Eisenbahn (so konnten wir bei der Hitze auch ein Badezimmer benutzen) und der Hotelier streckte mir auch freundlicherweise bis zum späteren Geldtausch das Geld vor für die Fahrkarten für die Weiterfahrt abends zu unserem letzten Ziel in Rajastan Jaisalmer und für die Rückfahrt mit einem Expreßzug nach Delhi. Während des Tages fuhren wir dann durch die verwinkelten Gassen zum phantastisch über der Stadt gelegenen alten Fort Meherangarh. Und nicht nur die Innenräume dieses Forts gaben uns einen Eindruck von 1001 Nacht, auch der Ausblick - herrlich. Und unter uns die blaugestrichenen Häuser der Brahmanen, also von Angehörigen der Priesterkaste, die allerdings natürlich nicht alle Priester sind, sich jedoch durch ihre besondere Korrektheit auszeichnen sollen. Und im Hintergrund der riesige in den vierziger Jahren neuerbaute Palast des Maharadschas, von dem nun ein Teil ein Luxushotel ist, das wir uns ja nach all unseren Günstigherbergen "verdient" hätten - doch auf der Rückfahrt!

Nach Jaisalmer ging's dann per Schmalspurbahn - wenigstens teilweise - durch die Wüste Thar. Viele Menschen fuhren auf dem Dach des Zuges bis zu einem Wallfahrtsort auf etwa halber Strecke, eigentlich hätten wir auch einmal so etwas machen sollen! (Herunterfallen kann man nicht, denn die Dachpassagiere liegen eng beisammen quer zur Fahrtrichtung. Doch wir hatten keine Matten und dann kamen wir auch nicht darauf! In Jaisalmer, einer bezaubernden Oasenstadt im westlichen Rajastan etwa 150 km entfernt von der pakistanischen Grenze war schon einmal am Bahnhof alles anders als sonst! Zu jedem der beiden täglich ankommenden Züge fahren nämlich die Hoteltaxis, um Gäste zu finden, oft natürlich umsonst. Sehr empfohlen in unserem Führer war das von einer Brahmanenfamilie geführte Hotel Renuka, das einige Minuten vom Stadtkern entfernt lag - und wirklich ganz toll! Unser schönes Zimmer mit Balkon und Bad kostete ganze 100 Rp, 5,50 DM, und Aussicht über hübsche Häuser ringsherum auf Fort und Wüste! Leider gab zunächst einige Fliegen, die angeblich von den Süßigkeiten im Hause wegen der Feste der vergangenen Tage angelockt waren. Doch mit Mückengittern usw. wurden wir ihrer bald Herr. Jaiselmer war nun wirklich der Höhepunkt unserer Rajastantour! Saubere verwinkelte (Haupt-)Sträßchen und Gäßchen mit mehrstöckigen Häusern und Häuschen mit wundervollen ganz fein gemeißelten Filigran-Fassaden, daran kleine und kleinste Fensterchen und Erker usw. Und alles in einem warmen ockerfarbenen Sandstein. Dann auch große und größte Bürgerhäuser - ich wurde irgendwie an Florenz erinnert - und über allem das Fort mit dem Palast und weiteren Häusern. Wiederum tolle Aussicht von oben, und dann auch noch wundervolle Jainstempel, sowohl von der Architektur wie von der Dekoration her. (Die Jains sind eine dem Hinduismus verwandte Religion - nur noch viel strenger, zumindest was das Töten von Tieren betrifft. Als ich mit meinen jungen Leuten in Bombay in einen Etagenjainstempel wollte, weigerte sich Maria zunächst hineinzugehen, sie wolle nicht in dieses "Krankenhaus"! Denn alle Leute trugen dort einen Mundschutz; die Jains sind die indische Religion, die beim Gehen mit Reisig vor sich auf der Erde herumwedeln, damit sie nicht aus Versehen etwa eine Ameise tottreten und manche tragen eben einen Mundschutz, damit sie ja nicht auch nur eine Mücke verschlucken. Gregor hatte natürlich in dem Tempel gleich einen Frevel begangen: In einem nicht einsehbaren Winkel hatte er eine Fliege totgeschlagen...

Einen Spätnachmittag fuhren wir auch mit geliehenen Rädern zum Gadi Sagar Wasser Reservoir hinter dem Fort und erfüllten den schon bei anderer Gelegenheit geäußerten Wunsch Gregors, mit einem Tretboot darauf herumzuschippern. Ich sprang natürlich ins Wasser, Maria war es allerdings nicht "clean" genug, obwohl es fast komplett vom kürzlichen Regen, dem angeblich dritten innerhalb der letzten fünfzig Jahre, stammte und wirklich nur ein wenig trübe war. So war das halt oft mit jungen Leuten, zuerst kann man sie selbst zu etwas Unproblematischem nicht bewegen, und wenn sie sich dann doch motivieren lassen, dann können sie nicht genug davon kriegen und halten immer den ganzen Laden auf. Vielleicht sind allerdings die Russen noch zivilisationsgeschädigter als wir, oder sind wir schon wieder auf dem Trip zurück zur Natur? Von einer der kleinen Inseln winkte uns ein Priester (?), der dort einen kleinen Tempel betreute und wieder ans Festland wollte. Wir nahmen ihn natürlich mit, nicht ohne erst einmal an Land zu gehen und durch ein Fensterchen in den Tempel hineinzugucken. Da huschten Ratten zwischen den Götterfiguren und den Öllichtern auf dem Fußboden herum, die die Opfergaben des Tages fraßen... Das besondere an dem See sind jedoch einige Tempelchen am Ufer und ein wunderschöner Torbau, alles in dem tollen Rajastan-Filigran-Baustil, den vor langer Zeit eine reiche Prostituierte gestiftet hatte und der nur durch eine List von ihr seinerzeit vor dem Abbruch bewahrt werden konnte. Einer der touristischen Höhepunkte von Jaisalmer ist schließlich eine Tagesfahrt mit einem Jeep in die Wüste (wir nahmen den Jeep unseres Hotels) mit einem Kamelritt beim Sonnenuntergang. Zuerst hielten wir bei einem Brahmanengedenkfriedhof (da sie sich vollständig verbrennen lassen, stehen da nur zahlreiche wunderschöne Pavillons, so wie Pilze in einer Gruppe) an einem (wieder ein wenig trüben) Stausee, dann bei einem eher volkstümlichen Wallfahrtstempel mitten in der Einöde, dann beim wunderschönen Tempel von Ludrova, in dem angeblich aus einem Loch jeden Abend eine Schlange kommen soll, die ein Milchopfer verzehrt. Hier wie etwas weiter gibt es die Ruinen sogenannter toten Städte. Vor mehr als 500 Jahren wohnten hier wohlhabende Brahmanen, die jedoch wegen drückender Ausbeutung durch die herrschenden Fürsten ihre Städte verließen, die seitdem verfallen. Und da war dann noch ein Garten neben einem Palast mit einem angeblich 300 Fuß tiefen Wasserbecken, in dem sich die (männliche) Jugend austobte.

Maria war hier nun doch nicht mehr zu bremsen, sie führte den Leuten da nun wirklich eine voll und ganz emanzipierte Russin vor und holte alles an Schwimmen und Springen nach, worum sie sich bisher gedrückt hatte. Nicht nur, daß sie pausenlos vom sicher 3 m hohen Beckenrand sprang, bis ihr dünnes Seidenhemd (wir waren ja nicht auf ein solches Bad vorbereitet und hatten daher auch keine Badesachen dabei) ihr in Fetzen herunter hing, sondern ich mußte sie auch auf meine Schultern nehmen und mit ihr zusammen springen... So jenseitig scheine ich für junge Leute also noch nicht zu sein, hoffentlich auch nicht in meiner Arbeit... Und dann gab es bei den Sanddünen etwas weiter den "richtigen" Kamelritt. Ich würde sagen, daß da mindestens 100 Kamele mit ihren Treibern auf Touristen warteten, um sie auf die Dünen und zurück zu bringen. Da in unserem Ausflugspreis der Kamelritt nicht inbegriffen war, handelten wir selbst einen einstündigen Ritt aus mit zwei Kamelen. Unterwegs ließen wir auch unseren Treiber, einen älteren Mann zusammen mit Maria aufsitzen, um eine größere Strecke im Laufschritt zu erleben, doch der Treiber hatte offensichtlich keine Lust. Ich sehe noch jetzt lebhaft, wie Maria, die hinter dem Treiber saß, mit einer Leine auf ihn einschlug, damit er unsere Kamele länger in eine flottere Gangart brächte, doch er ließ sich nicht "bezirzen", ja, unsere Tour dauerte statt der einen Stunde auch nur 40 min. Da schimpfte vor allem Maria und übernahm das Bezahlen und zog 30 % ab. Wahrscheinlich hatte der Mann ansonsten nur "Pauschaltouristen", mit denen er alles machen konnte.

Ein Stückchen waren wir übrigens im Trab gewesen. Ich muß sagen, so angenehm reiten sich diese Tiere nun wirklich nicht. In einem Lokal in Jaiselmer hatten wir schon vorher zwei Südafrikaner getroffen, die einen Kamelritt von Pushkar, einer anderen schönen Stadt, bis Jaisalmer (600 km) in zwei Wochen zusammen mit zwei Treibern gemacht hatten. Zwar benutzten sie teilweise auch die von den Kamelen gezogen zweirädrigen typischen Karren mit Ballonreifen und gingen manchmal auch zu Fuß daneben her, trotzdem alle Achtung! Das wäre auch noch so ein Abenteuer - ich wette, Maria würde das auch mitmachen, ich müßte sie nur dazu einladen!

Und wieder zurück nach Jodhpur, diesmal Tagesfahrt mit der Bahn, weil in unserem Führer stand, daß so eine Bahntagesfahrt durch die Wüste besonders lohnenswert sei. War sie sicher auch, doch fuhr der Zug erstens mit 90minütiger Verspätung ab und dann kamen noch mehrere Stunden weitere Verspätung dazu. Wären wir doch mit dem Bus die vielleicht 300 km gefahren! Denn wir hatten uns ja in "unserem" 5-Sterne-Palasthotel angemeldet und hätten da etwas mehr davon gehabt als gerade die Übernachtung! So war es dann schon nach 9 Uhr abends, als wir in Jodhpur ankamen, immerhin konnten wir uns bei einem Fahrradverleih am Bahnhof noch Räder mieten, denn der Palast lag doch etwas abseits. Die Räder mußten wir allerdings am Parktor stehen lassen (am Morgen fanden wir sie noch weiter weggeräumt) und mit unserem Safarigepäck (wir sahen ja auch entsprechend aus) zu Fuß den Vorplatz überqueren. Na ja, man kann ja vielleicht einmal so ein Hotel erleben, notwendig ist es allerdings nicht. Ich würde sagen, langweilige Pracht aus den fünfziger Jahren. Und die Klimaanlage brauchten wir inzwischen auch nicht, irgendwie hatten wir uns sonst immer recht gut an die Hitze auch nachts angepaßt. 267 DM wurden mir hier mit meiner Visacard abgebucht, 20 $ hatte allein das gar nicht einmal gute Notbett gekostet. Sicher, der Swimmingpool im Keller mit Sauna (wir waren die einzigen Benutzer) war ja ganz lustig, aber unvergleichlich schöner war's eigentlich die zwei Tage davor in dem Wüstenpool. Abends sollte unser Expreßzug nach Delhi gehen, doch hatten wir leider nicht richtig auf unsere Fahrkarten gesehen (denn da war die computergeschriebene Abfahrtszeit handschriftlich geändert) und die richtigen Abfahrtszeitenpläne studiert (und trödelten deswegen auch am Nachmittag und Abend zu lange mit unseren Rädern durch Jodhpur), so daß wir statt zur Zugabfahrt um 20 30 Uhr erst um 21 30 Uhr da waren, unser Zug war also weg... Und jetzt war Freitagabend und unser Flugzeug sollte am Sonntagmorgen von Delhi abgehen, und wir noch mitten in der Wüste! Wenigstens bekamen wir die Hälfte der Fahrtkosten zurück. Bahnbeamte empfahlen uns, einen wartenden Zug nach Jaipur zu nehmen und von dort dann irgendwie nach Delhi zu kommen. Doch ich zog inzwischen Busse vor, weil's ja unbedingt klappen mußte. Der Bus bis Jaipur war eine reine Katastrophe. Der Busfahrer fuhr zwar wie der Henker, doch er hielt ausgiebig bei jedem Straßenrestaurant. Vielleicht fünf Stunden reine Fahrzeit und drei Stunden Halterei. Wenigstens der Anschlußbus nach Delhi war gut und zügig und so waren wir am Samstag etwa um 12 Uhr - wohl kaum zwei Stunden nach unserem verpaßten Expreßzug - in Delhi, allerdings eben weniger bequem. 

Und in Delhi schien dann auch erst einmal alles zu klappen, auf der Fahrt zum Flughafen mit dem Taxi am nächsten Morgen trafen wir beim Tor des Offizierswohnungenkomplexes noch unseren Freund, den Vizemarschall (wie das klingt!), der uns Sachen für seine Verwandten hier mitgab, und pünktlich waren wir auch beim Abfertigungsschalter. Doch verließen alle Damen und Herren der Abfertigung bis auf eine Dame ihre Plätze und wir standen mit ca. 10 anderen Wartenden ziemlich dumm herum: Unser Jumbo war überbucht! Dabei hatte ich doch noch zwei Tage zuvor von Jodhpur mit viel Mühe den Flug rückbestätigt, die Dame hatte auch noch gefragt, ab wir Raucher oder Nichtraucher haben wollten und ob wir viel Gepäck hätten... Und am nächsten Morgen sollte doch die Schule losgehen!

Doch da war nichts zu machen, wir wurden jetzt für den nächsten Flug am Montagmorgen 1 Uhr rückbestätigt. Wenigstens bekamen wir Vouchers für zwei Zimmer und drei Mahlzeiten fürs Hyatt Regency New Delhi. Also was soll's, so kamen wir auch noch zu unserem zweiten Fünfsternehotel.

Und wie war das Hotel? Ich meinerseits bin wohl nicht für solche Hotels geschaffen, ich finde die gepflegten Familienhotels wie vor allem das Renuka in Jaiselmer viel schöner und vor allem viel persönlicher und viel gemütlicher. Und ich hatte den Eindruck, daß meine jungen Begleiter genauso darüber dachten, Maria schien jedoch mehr Erfahrung als ich in solchen Hotels zu haben, denn sie kommandierte die Leute m.E. ganz "erfahren" herum. Zu den Mahlzeiten gab's immer warmes Büfett, doch dreimal am Tag sich den Bauch vollzuschlagen, ist ja auch zuviel des Guten auf einmal. Die Ananas- und andere Fruchtscheiben zum Frühstück schmeckten absolut fad und der Schweine- und der Lammbraten mittags war wie Kaugummi. Wieso das hier mit den Früchten nicht klappte, verstehe ich nicht, anders dagegen die Fleischzubereitung. Die können hier wohl doch nur Hähnchen und Ziege ("mutton") zubereiten, selbst im Hyatt. Im Zimmer räumte ich gleich den Kühlschrank leer und packte Getränke vom Alkoholladen in einem Geschäftszentrum gegenüber ein: Der Whiskey kostete da nur ein Fünfzigstel wie in der Zimmerbar! Und drüben gab's wenigstens indischen Maltwhiskey, hier nur den üblichen Black and White. (Eigentlich dachte ich zuerst gar nicht an so etwas, als ich die Umgebung erkundete, doch mir kamen Leute mit jeder Menge Bierflaschen entgegen, die mich freudestrahlend darauf hinwiesen, wo man das Bier besser kaufen kann - dabei wollten wir doch gar nichts trinken - und viel wurde es auch nicht!). Und der unvermeidliche Swimmingpool war im Garten auch noch, in den wir natürlich auch noch hinein sprangen. Ich unterhielt mich mit einem kleinen Jungen. Er war der Sohn des pakistanischen Botschafters (?) in New Delhi, so verbringen solche Leute also ihren Sonntag, es gibt da einen speziellen Hyatt-Club.

 

Heimreise

Abends bekam ich noch Besuch von meinen Freunden, sie gaben mir noch mehr Früchte nach Deutschland mit, was ich natürlich gerne tat. Und so konnte ich wenigstens "meine" Hyatt-Bar öffnen!

Wer gedacht hat, daß der Heimflug nun wenigstens ohne Komplikationen ablief, der irrt. Nach fünf Stunden Flugzeit landeten wir in Karachi (Pakistan), obwohl die normale Flugzeit üblicherweise weniger als zwei Stunden beträgt. Doch da gab es einen Triebwerkschaden und wir waren erst einmal eine Zeitlang über New Delhi herumgekurvt. Wie man uns sagte, würde die Reparatur, die nur hier möglich sei, etwa drei Stunden dauern, eventuell müßte auch ein neues Triebwerk herangeschafft werden, dann würde es natürlich noch länger dauern (hoffentlich würden die dann wenigstens die Bolzen richtig reinmachen!). Na, nach ungefähr drei Stunden war die Maschine wirklich fertig - und wir waren so gegen 4 Uhr nachmittags in Amsterdam mit nur einem Frühstück den ganzen Tag, mehr hatten die ja nicht im Flugzeug. Um 18 30 Uhr waren wir dann mit einem City-Hopser in Düsseldorf. Wegen der Verspätung um einen Tag klappte nun meine ganze Organisation nicht mehr und, statt mit dem Auto abgeholt zu werden, mußten wir mit unserem ganzen Gekrassel mit der Bahn fahren. Immerhin brauchten wir unseren grünen Seesack nicht zu transportieren, denn der war nicht mitgekommen (er wurde zwei Tage später nachgeliefert). Mit Hilfe meiner Sindorfer Freundin R. waren wir schließlich gegen 22 00 Uhr in Blatzheim, wo mich mein chinesischer Freund und uns alle die inzwischen benachrichtigte Mutter von Gregor schon sehnlichst erwarteten. Das war's also trotz aller Pannen. Die für mich größte Panne war allerdings, daß auch diesmal meine Diasausbeute recht mager ist, und das, obwohl wir genügend Fotoapparate und Filme bei uns hatten. Vielleicht hatten wir auch zu viele Filme dabei - und so fiel bis drei Tage vor dem Ende der Fahrt nie auf, daß die Filme von Gregor keineswegs Diafilme sondern allesamt Papierbilderfilme waren (er hatte beim Kauf Diafilme verlangt und danach nicht mehr auf die Packungen geschaut). Und ich hatte mir für die Dias immer seinen Apparat ausgeliehen, weil der Filmtransport in meinem Apparat schon in Goa wegen der Feuchtigkeit versagte (ich hatte zwei Minoxe, die normalerweise unheimlich praktisch sind, weil sie nun wirklich in jede Hosentasche passen). Trotz der Pannen hoffe ich doch, einen einigermaßen passablen Diaabend zusammenzubringen. Maria war nach der Fahrt noch eine Woche bei mir, bis ich sie dann mit einer Mitfahrgelegenheit nach Berlin schickte, von wo ihr Flugzeug nach St.Petersburg ging. Am letzten Wochenende hier war ich auch noch mit ihr und meinem Professor in Paris - natürlich beide illegal ohne Visa... Sie meinte auch, daß sie gern noch auf weitere Touren mit mir mitkommen würde, immerhin scheint es ihr ja gefallen zu haben und es war wohl auch die erforderliche Vertrauensbasis da - je weiter gegen Ende, desto besser. Doch zuerst werde ich einmal in den kommenden Herbstferien nach St. Petersburg fahren - Flugkarte und Visumbeschaffung klappen auch. Und für meine Arbeit? Ich glaube, da hat die Fahrt gebracht, was ich mir versprochen habe. Und auch sonst haben die angenehmen Seiten die vielleicht weniger gelungenen voll verdrängt und verdrängen sie immer mehr. An der Länge dieses Berichts gegenüber früheren Berichten mögen meine Leser übrigens erkennen, daß es diesmal etwas gemütlicher zuging, wir haben etwas mehr "Urlaub" gemacht - besonders in Goa, aber auch in Alleppey und in Mahabalipuram. Wieder in der Schule meinte ein Kollege, als er Bilder von Maria sah, ob das etwas mit uns "geben" könnte. Also - abgesehen von vielem anderen - gehören da immer zwei dazu und dann sollte jeder der Partner so alt sein, daß er zumindest einige Stürme des Lebens ("erfolgreich" natürlich) überstanden hat. Entscheidungen, die ein Mensch zu früh in derartigen Beziehungen trifft, dürften immer zu sehr Gefühlsentscheidungen sein, die wohl nie oder allenfalls höchst selten gut gehen. Meine Schwester fragt mich immer "über 20 oder unter 20" - und von "unter 20" hält sie schon gar nichts. Und man soll ja auch mit 51 ab und zu auf seine Schwester hören!

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